
In Schleswig-Holstein ist die Zahl der Dialysepatienten, die die Bauchfelldialyse selbstständig zu Hause durchführen, alarmierend niedrig. Nur vier Prozent von rund 3.300 Betroffenen nutzen diese Form der Behandlung, die als wesentlich flexibler gilt als die klassische Hämodialyse. Ina Doll, 53 Jahre alt, aus Flintbek, ist eine der wenigen, die es wagt, ihre Bauchfelldialyse selbstständig zu Hause durchzuführen. Sie führt die Behandlung viermal täglich, sieben Tage die Woche durch und hat sich damit ein Stück Lebensqualität zurückerobert.
Die Methode der Bauchfelldialyse erfordert hohe Hygienestandards. Voraussetzung sind Händedesinfektion und das Tragen einer Maske während der Behandlung. Hierbei wird eine glukosehaltige Lösung durch einen implantierten Katheter in die Bauchhöhle eingeführt. Diese bleibt für vier bis sechs Stunden im Körper, um überschüssiges Wasser und Giftstoffe herauszufiltern, bevor sie abgelassen und der Vorgang wiederholt wird. Die Mehrheit der Patienten muss hingegen zur Hämodialyse, die dreimal wöchentlich in einer Praxis durchgeführt wird.
Strategisches Projekt zur Förderung
Um die Nutzung der Bauchfelldialyse in Schleswig-Holstein zu steigern, wurde das Projekt SKIP-SH ins Leben gerufen. Unter der Leitung von Dr. Kevin Schulte wird dieses mit 500.000 Euro vom Land gefördert. Das Hauptziel besteht darin, die Bekanntheit der Bauchfelldialyse zu erhöhen und Schulungen für medizinisches Personal anzubieten. Viele potenzielle Patienten sind sich der Vorteile dieser Methode oft nicht bewusst. Diese liegen beispielsweise in der erhöhten Unabhängigkeit und den Einsparungen von 8.000 bis 10.000 Euro pro Jahr an Fahrtkosten.
Dr. Reiko Steinbach, ein Nierenspezialist, sieht großes Potenzial für die Bauchfelldialyse, sofern die Patienten körperlich in der Lage sind und Eigenverantwortung übernehmen wollen. Die Behandlung kann sechs bis acht Jahre angewendet werden, bevor ein Wechsel zur Hämodialyse notwendig wird. Das Projekt SKIP-SH zielt darauf ab, strukturelle Hürden abzubauen und den Zugang zur Bauchfelldialyse in Deutschland zu erleichtern, der bisherigen aufgrund historischer Gegebenheiten hinderlich ist.
Ein persönlicher Bericht
Ina Doll ist ein Beispiel für die Vorteile der Peritonealdialyse. Nach einem Nierenstau entschied sie sich schnell für diese Form der Dialyse, um aktiver zu bleiben. Durch die Selbstständigkeit in der Behandlung ist es ihr möglich, in Teilzeit als Buchhalterin zu arbeiten und ihren Alltag weitgehend normal zu gestalten. Ihre positive Einstellung zeigt sich auch in dem Wunsch, sich auf die Transplantationsliste setzen zu lassen, was ihren Optimismus trotz der Erkrankung unterstreicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt SKIP-SH und die zunehmende Förderung der Bauchfelldialyse in Schleswig-Holstein entscheidende Schritte zur Verbesserung der Lebensqualität von Dialysepatienten darstellen. Es bleibt zu hoffen, dass mehr Patienten die Chance nutzen, um ihre Behandlung selbst in die Hand zu nehmen.
Für detaillierte Informationen über die Sektionen und Angebote der Peritonealdialyse steht die Webseite von SKIP-SH zur Verfügung. Dort können Patienten persönliche Beratung erhalten und mehr über die möglichen Schulungen für Ärzte und medizinisches Fachpersonal erfahren. Mehr Informationen finden sich auf NDR.de und skip-sh.de.