
Ein Jahr nach dem Baustart der Northvolt-Batteriefabrik in Heide, Schleswig-Holstein, hat sich die anfängliche Euphorie stark gelegt. Die Bauarbeiten, die mit einem symbolischen Boßelwurf eröffnet wurden und von hochrangigen Persönlichkeiten wie Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Ministerpräsident Daniel Günther begleitet wurden, verlaufen langsamer als vorgesehen. Neben der Verzögerung der Bauarbeiten gibt es auch zahlreiche postoperative Herausforderungen, die die Zukunft des Projekts in Frage stellen.
Northvolt AB, der schwedische Mutterkonzern, hat vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet, was die Pläne zur Fertigstellung der Gigafactory und die Schaffung von 3.000 Arbeitsplätzen in große Unsicherheit stürzt. Während die deutschen und amerikanischen Tochtergesellschaften beibehalten werden sollen, lautet die zentrale Frage: Wie geht es mit der Fabrik in Schleswig-Holstein weiter? [NDR] berichtet, dass die Bauarbeiten in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof zwar fortgeführt werden, jedoch langsamer als geplant, während verschiedene andere Projekte in der Umgebung derzeit auf Eis liegen.
Unsicherheit und Verzögerungen
Die Situation wurde als „Achterbahnfahrt“ beschrieben, da viele der geplanten Container-Dörfer zur Unterbringung von Bauarbeitern in Heide nicht mehr verfolgt werden. Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat hat bestätigt, dass es gegenwärtig keinen Druck für den Bau temporärer Wohnanlagen gibt, während die Flächen in Wesselburen für Bauarbeiter vorerst nicht genutzt werden sollen. Zudem ruht die Entwicklung eines Industrie- und Gewerbegebiets für die Zulieferer der Batteriefabrik. Auch die Entwicklungs-Agentur Region Heide ist mit einem Stillstand konfrontiert, da die Planungen nicht vorankommen.
Die Unsicherheit wird durch die Entscheidung des Insolvenzverwalters, Mikael Kubu, verstärkt. Dieser wird die zukünftigen Schritte bestimmen, was die weiteren Optionen für die Nutzung des Geländes betrifft. Sollte eine alternative Nutzung notwendig werden, müssen möglicherweise neue B-Pläne und Durchführungsverträge erarbeitet werden. [stern.de] hebt hervor, dass es trotz der Herausforderungen anhaltende Anfragen von Unternehmen aus dem Bereich der Energiewende gibt, die ein gewisses Interesse an der Region zeigen.
Finanzielle Herausforderungen
Die Insolvenz fiel nicht plötzlich, sondern war das Ergebnis langanhaltender finanzieller Schwierigkeiten bei Northvolt. Steigende Kapitalkosten und Lieferkettenprobleme haben sich als massive Hindernisse erwiesen, die die Zukunft des Unternehmens gefährdeten. Im September 2024 kündigte Northvolt an, 1.600 Arbeitsplätze in Schweden abzubauen und mehrere Expansionspläne auf Eis zu legen. Dies führte zur Beantragung von Gläubigerschutz in den USA, um sich vor Forderungen zu schützen. [bnn.de] weist zudem darauf hin, dass die hiesigen Mitarbeiter ebenfalls um ihre Arbeitsplätze bangen.
Trotz der ungewissen Zukunft hat der Standort in Heide für Northvolt weiterhin oberste Priorität. Christofer Haux, der Deutschland-Chef des Unternehmens, betonte, dass die erste Zellmontage in Heide für die zweite Jahreshälfte 2027 geplant sei. Unterstützend hat die EU-Kommission Fördermittel und Garantien in Höhe von 902 Millionen Euro für das Werk genehmigt, während der Bund und das Land Schleswig-Holstein weitere Unterstützung von rund 700 Millionen Euro planen, um die Fabrik zu realisieren. Bislang hat Northvolt bereits etwa 600 Millionen Euro von der KfW erhalten, wobei Bund und Land je zur Hälfte bürgen.
Die anhaltenden Unsicherheiten und die herausfordernde finanzielle Lage werfen einen Schatten auf das ambitionierte Projekt. Der Wirtschaftsminister Schleswig-Holsteins fordert Geduld und ermahnt, dass alle Entscheidungen zunächst auf die Entwicklung des Insolvenzverfahrens warten müssen.