
Die Küstenregion von Schleswig-Holstein erlebt regelmäßig ein tragisches Phänomen: Tote Wale werden angespült, was sowohl bei Umweltexperten als auch bei den Anwohnern besorgniserregende Fragen aufwirft. Die Häufigkeit dieser Vorfälle hat über die Jahre zugenommen und wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, die diese majestätischen Meeressäuger in der Nordsee bewältigen müssen. Nach Berichten von NDR wurde am vergangenen Wochenende ein toter Pottwal vor Sylt gefunden, ein Vorfall, der keineswegs isoliert ist. Experten erklären, dass sowohl natürliche Umstände als auch menschliche Aktivitäten zu diesen Strandungen führen.
Berücksichtigt man die Gefahren, die die Nordsee für Wale birgt, wird deutlich, dass die flachen Gewässer in Küstennähe oft eine Herausforderung darstellen. Historische Daten belegen zahlreiche Vorfälle von gestrandeten Walen, die auf die erschwerten Lebensbedingungen in dieser Region hinweisen. So strandeten im Jahr 1998 sechs Pottwale vor St. Peter-Ording, von denen drei überlebten, während die anderen drei starben. Ein besonders dramatisches Ereignis wurde im Jahr 2016 verzeichnet, als 30 Pottwale an den Küsten von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich verendeten. Im selben Jahr wurde am Strand von Rantum ein abgemagertes Baby-Orca gefunden, das verhungert war. Auch der Verendungsfall eines möglicherweise ertrunkenen Zwergwals in St. Peter-Ording im Jahr 2018 wirft Fragen zur Gesundheit des Ökosystems auf.
Ursachen für das Stranden von Walen
Die Ursachen für Strandungen sind vielfältig und komplex. Eine zentrale Rolle spielen extreme Wetterlagen, die das Echolot-Ortungssystem der Wale stören können. Zudem führen Sonnenstürme häufig zu einer beeinträchtigten Orientierung. Kranke Wale ziehen oft gesunde Artgenossen mit sich, was zusätzliche Risiken birgt. Denn menschliche Aktivitäten, wie Unterwassersprengungen und der Schiffsverkehr, können die natürliche Umgebung erheblich verändern und die Tiere verwirren.
Die Nordsee hat eine Durchschnittstiefe von nur 94 Metern, was in Kombination mit dem regelmäßigen Tidenhub zu gefährlichen Bedingungen führen kann. Bei Ebbe kann es zu Trockenfallen kommen, während die großen Flüsse und die Ostsee das Wasser mit Süßwasser anreichern, was den Salzgehalt herabsetzt. Die mittlere Wassertemperatur hat in den letzten Jahren einen Höchstwert erreicht, was die Lebensbedingungen zusätzlich belastet. Experten von CETACEA betonen, dass die Menschheit durch Bohrungen, Windparks und Abfallablagerungen die ohnehin schon stressreiche Umwelt der Wale weiter gefährdet.
Wale in der Nordsee
Einige Walarten haben sich an die Bedingungen in der Nordsee angepasst und leben dort dauerhaft. Dazu zählen der Schweinswal mit seiner Population von etwa 339.000 Tieren sowie der Weißschnauzendelfin und der Große Tümmler. Gelegentlich werden auch andere Delfinarten sowie Pottwale, die als Tiefseespezialisten bekannt sind, gesichtet. Die dortigen Lebensbedingungen stellen jedoch eine ständige Herausforderung dar.
Um das Bewusstsein für die Walarten der Nordsee zu schärfen, werden Vorträge angeboten, die die Lebensweise und die Herausforderungen dieser Tierarten thematisieren. Diese Vorträge finden nicht nur in Schulen statt,sondern auch in verschiedenen Formaten zur Aufklärung der Öffentlichkeit. Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen ist kostenfrei, doch fallen eventuell Fahrtkosten an.
Die wiederholten Strandungen und die allgemeine Gefährdung der Walpopulationen in der Nordsee sind ein dringendes Zeichen dafür, dass sowohl weitere Forschung als auch tragfähige Maßnahmen zum Schutz dieser faszinierenden Tiere notwendig sind. Es liegt an uns, die Anpassungen der Menschheit an die Natur in Einklang mit dem Schutz der Meeresbewohner zu gestalten.