
In Dänemark ist Bargeld fast vollständig verschwunden. Die Kolumnistin Simone Mischke, die in dem nordeuropäischen Land lebt, schildert ihren Alltag, der von bargeldlosen Zahlungen mit Karte oder Smartphone geprägt ist. Bereits bei ihren ersten Einkäufen in Dänemark erlebte sie, wie sie mit Bargeld in der Hand schief angesehen wurde. Heute ist es für sie selbstverständlich, auch kleine Beträge mit Karte zu zahlen. Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen hat während der Corona-Pandemie an Fahrt gewonnen, wie der Nachbar Ove bestätigt. Gemeinsam mit seiner Frau Jonna nimmt er die Entwicklung positiv zur Kenntnis, bemerkt jedoch, dass die jüngeren Generationen den Umgang mit „echtem“ Geld kaum mehr erlernen.
Um dem entgegenzuwirken, gibt es in Dänemark speziellen Unterricht in Schulen, der Kindern den Umgang mit Bargeld näherbringen soll. Diese Maßnahme ist wichtig, denn im Jahr 2022 meldete Finans Danmark, dass es in ganz Dänemark keinen einzigen Banküberfall gegeben hat. Dies ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 222 Banküberfällen pro Jahr vor 20 Jahren. Auch in jüngster Zeit waren Überfälle auf Bankfilialen äußerst selten; im Jahr 2021 gab es lediglich einen Überfall, der zeigt, wie sich die Bankenlandschaft verändert hat.
Die Rolle von Bargeld und Banken
Die Banken in Dänemark haben die Bargeldversorgung in den meisten Filialen eingestellt. Dies ermöglicht Einsparungen und ist eine direkte Folge der sinkenden Nutzung von Bargeld. In den letzten sechs Jahren sind die Bargeldabhebungen um etwa 75 Prozent zurückgegangen. Aktuell besitzen nur noch etwa 20 Bankfilialen Bargeldbestände. Die Abschaffung des Bargelds hat Kriminelle dazu veranlasst, Geldautomaten ins Visier zu nehmen. Allerdings sind auch diese Überfälle, die im Jahr 2016 mit 18 Vorfällen ihren Höhepunkt erreichten, heute nicht mehr existent, dank besserer Überwachungstechnik.
Mischke weist darauf hin, dass man sich vor einem Besuch in Dänemark über Bargeldabhebungslimits am Automaten informieren sollte. Innerhalb der Öffnungszeiten können 10.000 Kronen (ca. 1.300 Euro) abgehoben werden, außerhalb jedoch nur 2.000 Kronen (ca. 270 Euro). Des Weiteren gibt es noch einige Geschäfte und Flohmärkte, wo Barzahlungen akzeptiert werden. Mischke selbst hat sich schnell an das bargeldlose Bezahlen gewöhnt, hat jedoch noch nicht die App Mobilepay heruntergeladen, die in Dänemark sehr beliebt ist.
Die Zukunft des Zahlungsverkehrs
Der bargeldlose Trend in Dänemark spiegelt einen globalen Megatrend wider, der den Zahlungsverkehr durch die Digitalisierung verändert. Eine Studie der Bundesbank zeigt, dass 2020 noch 60 Prozent der Zahlungen in bar getätigt wurden, dies könnte sich jedoch in Zukunft ändern. Dies ist besonders relevant, da die Europäische Kommission und das Eurosystem daran arbeiten, Instant Payments zum Standard in Europa zu machen.
Die digitale Währung, wie der angestrebte digitale Euro, soll Bargeld ergänzen und dabei Datenschutz sowie Sicherheit bieten. Eine Task Force des Eurosystems wurde ins Leben gerufen, um den digitalen Euro zu entwickeln, wobei auch die neue Konkurrenz durch Fintechs und BigTechs berücksichtigt wird, die das Kundenerlebnis revolutionieren könnten. Die Einführung einer digitalen Währung könnte auch neue Geschäftsmodelle, wie Smart Contracts, mit sich bringen.
Insgesamt ist es offensichtlich, dass Dänemark eine Vorreiterrolle im innerhalb Europas im Übergang zu einem bargeldlosen Wirtschaftssystem spielt. Immer mehr Dänen nutzen Karten und Zahlungs-Apps, um ihre täglichen Einkäufe zu erledigen. Die bemerkenswerte Entwicklung hin zu einem bargeldlosen Zahlungsverkehr bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen, die genauestens beobachtet werden sollten. Der Schritt hin zu digitalen Zahlungsmethoden zeigt, dass Innovationen im Finanzbereich oft als Chance gesehen werden, wie auch Steve Jobs einmal betonte.
Für alle, die die Entwicklungen im Zahlungsverkehr und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft verstehen möchten, ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben. Denn die Veränderungen gipfeln in einer digitalen Zukunft, die nicht nur die Art und Weise beeinflusst, wie wir bezahlen, sondern auch, wie wir mit Geld umgehen.
Weitere Informationen finden Sie bei NDR, Deutsche Wirtschafts Nachrichten und Bundesbank.