
Die schleswig-holsteinischen Werften in Flensburg und Rendsburg stehen vor einem markanten Eigentümerwechsel. Die Heinrich Rönner Gruppe und die Lürssen-Werft haben den Zuschlag für die Übernahme der insolventen Werften erhalten. Die Rönner-Gruppe, ein familiengeführtes Stahlbauunternehmen mit Sitz in Bremerhaven und über 1.700 Mitarbeitern, wird die Flensburger Werft (FSG) übernehmen, während die Nobiskrug-Werft in Rendsburg in den Besitz von Lürssen übergeht. NDR berichtet, dass die Übernahme durch ein notarielles Angebot von Lürssen rechtlich noch validiert werden muss.
Die Insolvenzverwaltung sieht in dieser Übernahme einen Hoffnungsschimmer für die rund 500 Beschäftigten der Werften, die in den letzten Monaten vor enormen Unsicherheiten standen. Über 95 Prozent der Mitarbeiter haben dem Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, zugestimmt. In Flensburg sind es sogar 99 Prozent, was einen wesentlichen Schritt in der aktuellen beruflichen Unsicherheit darstellt. Spiegel berichtet, dass die Bedingungen in den neuen Betrieben allerdings schlechter sein werden.
Herausforderungen für die Übernahme
Ein direktes Weiterarbeiten der Beschäftigten ist aufgrund des desolaten Zustands der Werften nicht möglich. Die Maschinen müssen erst TÜV-zertifiziert werden, da die alten Zertifikate abgelaufen sind. Zudem mangelt es an notwendigen Betriebsmitteln, was die Wiederaufnahme des Betriebs erschwert. Thorsten Rönner wird Gesellschafter der FSG in Flensburg und plant, verstärkt auf Schiffsneubauten zu setzen. Eine bereits im Bau befindliche Fähre für die Searoad-Reederei soll nun sicher abgeschlossen werden. Zudem gibt es Überlegungen für einen zweiten Auftrag von Searoad und mögliche zukünftige Fertigungen, die auch Bauteile für die Offshore-Windkraft umfassen könnten.
Allerdings bleiben die Pläne von Lürssen in Rendsburg noch unklar. Ein Betriebsübergang ist momentan nicht möglich, was für viele der betroffenen Mitarbeiter zusätzliche Unsicherheit bedeutet. Katapult berichtet, dass die Historie vieler Werften in der Region von Insolvenz und Neugründungen geprägt ist, was die Situation weiter kompliziert.
Ein Blick auf die Geschichte der Werften
Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft hat eine lange und bewegte Geschichte mit über 150 Jahren, die von Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Mehrere Werften in der Region, darunter die Neptun-Werft in Rostock und die Wadan-Werft, haben in den letzten Jahrzehnten ähnliche Schicksale durchlaufen. Fast alle Werften in Mecklenburg-Vorpommern sind wiederholt von finanziellen Schwierigkeiten betroffen gewesen, was zu x-fachen Insolvenzanträgen führte.
Der scheidende Geschäftsführer der FSG, Lars Windhorst, hatte versucht, die Insolvenz abzuwenden. Letztendlich wurden jedoch seine Bemühungen als Teil der Insolvenzverschleppung betrachtet. In diesem Kontext betont der Insolvenzverwalter Christoph Morgen die Dringlichkeit von Transfergesellschaften, um die Angestellten abzusichern, während die technischen Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Werftbetriebs in Flensburg bereits in der Woche nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens starten sollen.