
Die Lübecker Kulturstiftung steht vor einer ambitionierten Herausforderung: Sie plant, die Verhandlungen mit Bund, Land und dem Herzogtum Lauenburg über das Wohnhaus von Günter und Ute Grass in Behlendorf aufzunehmen. Dies wurde einstimmig von Lübecker Kulturpolitikern empfohlen, doch eine verbindliche Vorentscheidung über die Übernahme der Immobilie steht noch aus. Das ehemalige Wohnhaus des bedeutenden Schriftstellers, der am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren wurde und als einer der markantesten deutschsprachigen Autoren gilt, soll gemäß seinem Testament an einen gemeinnützigen Träger übertragen werden.
Günter Grass, der auch als Bildhauer, Maler und Grafiker anerkannt ist, lebte 30 Jahre in Behlendorf. Seine Erben haben sich an die Kulturstiftung gewandt, um eine denkbare Nutzung des Anwesens zu klären. Der Wunsch besteht, dass das Haus entweder als Museum oder in einem kulturellen Rahmen für Kunstveranstaltungen genutzt wird. Eine Machbarkeitsstudie, die von der Kulturstiftung in Auftrag gegeben wurde, liegt bereits vor, jedoch äußern Kulturpolitiker Bedenken hinsichtlich der finanziellen Umsetzbarkeit des Vorhabens.
Finanzierung und Trägerschaft
Für die weitere Verwendung des Hauses kommen verschiedene Optionen in Betracht. Während eine Wohnmöglichkeit für Künstler verworfen wurde, um Kosten zu sparen, wird über eine Nutzung als Veranstaltungs- und Bildungsort für Künstler nachgedacht. Laut den ersten Schätzungen könnten mit einer abgespeckten Variante Einsparungen von etwa 1,6 Millionen Euro realisiert werden.
Die FDP hatte zunächst die alleinige Trägerschaft der Kulturstiftung abgelehnt und eine Einbindung des Kreises Herzogtum Lauenburg gefordert. Nachdem jedoch klar wurde, dass die Verhandlungen mehrere Monate in Anspruch nehmen könnten, lenkten die Liberalen ein. Sie erachteten eine Mitfinanzierung durch alle Partner als notwendig, um das Projekt voranzubringen.
Ein Vorschlag des Grünen-Politikers Julian Bickford-Novoselac zur Prüfung von Optionen für das Vorhaben wurde einstimmig angenommen. Die Kulturstiftung soll nun mit Bund, Land und Landkreis über die Finanzierung verhandeln und nach geeigneten Fördertöpfen suchen. Detlev Stolzenberg, ein unabhängiger Politiker, betrachtete das Wohnhaus als eine sinnvolle Ergänzung zum Günter-Grass-Haus in Lübeck.
Herausforderungen und Ausblick
Die Museumschefs zeigten sich erleichtert über die einstimmige Unterstützung des Kulturausschusses. Sollte die Bürgerschaft Ende Februar zustimmen, wird die Kulturstiftung mit der Organisation der Finanzierung des Ankaufs beginnen. Interessant ist, dass der geplante Kauf des Anwesens ausschließlich aus Drittmitteln finanziert werden soll, was den Druck erhöht: Die Erben wünschen eine schnelle Lösung.
Die Herausforderung, die eine solche Projektfinanzierung mit sich bringt, wird durch strenge Vorgaben der Förderung verstärkt. Im Rahmen der Fördervertragsvorbereitung sind messbare Ziele und Indikatoren für Projekte zu definieren. Wie in den Richtlinien der Kulturstiftung des Bundes festgelegt, sind vage Ziele zu vermeiden, stattdessen müssen konkrete, prüfbare Indikatoren formuliert werden, um den Erfolg des Vorhabens zu messen.
Der Zeitdruck und die finanziellen Hürden stellen die Kulturstiftung vor große Herausforderungen, doch die kulturellen Ambitionen für das Erbe von Günter Grass bieten erhebliches Potenzial, um das kulturelle Angebot in der Region zu bereichern.