Kiel

Kostenloser ÖPNV in Kiel: Ein Zugeständnis für das Ocean Race?

Die Kieler Ratsversammlung hat am 19. Januar 2025 entschieden, vom 6. bis 10. August 2025 einen kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anzubieten. Dieser Beschluss wurde mit großer Mehrheit gefasst und geht auf einen Antrag der CDU-Fraktion zurück. Angestrebt wird, die Auswirkungen dieses kostenlosen Angebots in Bezug auf Kosten und Kapazität zu analysieren. Der kostenfreie ÖPNV soll vor allem der Anreise zum Ocean Race dienen und dabei allen Kielern und Gästen ohne finanzielle Einschränkungen die Mobilität ermöglichen. CDU-Fraktionschef Carsten Rockstein unterstrich die Wichtigkeit des Ocean Race für die Marke „Kiel Sailing City“, während auch SPD-Fraktionsvize Volkhard Hanns den Antrag befürwortete, jedoch darauf hinwies, dass die ursprüngliche Idee von seiner Partei stamme.

Im Rahmen der Debatte stellte die Fraktion Die Linke/Die Partei einen weiterführenden Antrag auf ein dauerhaft kostenloses ÖPNV-Angebot in Kiel, der jedoch keine Mehrheit fand. Lediglich der SSW stimmte dem Antrag der Linken zu. Ratsherr Pascal Schmidt von der SSW hinterfragte, weshalb der ÖPNV nur für die Dauer des Ocean Race kostenlos sein solle und äußerte Bedenken hinsichtlich möglicher Sponsoring-Interessen.

Prüfung der Auswirkungen

Ein alternativer Antrag, der die Auswirkungen eines kostenlosen ÖPNV während des Ocean Race-Wochenendes prüfen sollte, wurde in der Sitzung am 16. Januar 2025 abgelehnt. Die Verwaltung wurde jedoch beauftragt, die wirtschaftlichen und kapazitären Aspekte eines solchen Angebots zu untersuchen. Es wird angestrebt, ein kostenfreies ÖPNV-Angebot zu schaffen, das nicht nur den Besuchern eines internationalen Sportevents, sondern auch den einheimischen Kieler Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen soll.

Die Diskussion über einen kostenlosen ÖPNV geht einher mit dem generellen Bestreben, den öffentlichen Verkehr attraktiver und umweltfreundlicher zu gestalten. Diese Diskussion ist besonders relevant angesichts der urbanen Umgestaltungen, die lange Zeit favorisiert haben, den Autoverkehr zu begünstigen. Die Schaffung bus- und bahnfreundlicher Umgebungen könnte dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern und die Gesundheitsbelastungen durch Lärm und Luftverschmutzung zu minimieren.

Kritik und Herausforderungen

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zu einem kostenlosen ÖPNV. Edgar Langwald argumentiert, dass frühere Versuche, den ÖPNV kostenfrei anzubieten, oft scheiterten, da Autofahrer nicht einfach auf öffentliche Verkehrsmittel umstiegen, selbst wenn diese kostenlos waren. Faktoren wie Komfort, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Städte wie Hamburg erleben auch bei kostenlosem ÖPNV weiterhin überfüllte Straßen.

Zudem müssen die finanziellen Konsequenzen eines kostenlosen ÖPNV bedacht werden. In Hamburg generiert der öffentliche Nahverkehr jährlich Einnahmen in Höhe von 825,5 Millionen Euro durch Ticketverkäufe. Würde dieser Einnahmeverlust durch Steuern kompensiert werden müssen, könnte jeder Bürger mit etwa 238 Euro zur Deckung der Kosten herangezogen werden. Dies stellt eine unfaire Belastung für jene dar, die den öffentlichen Verkehr nicht nutzen.

Die Kieler Ratsversammlung und die Bürger sind daher vor die Herausforderung gestellt, die Vor- und Nachteile eines solchen Angebots abzuwägen. die Diskussion um einen nachhaltig funktionierenden öffentlichen Nahverkehr wird auch in Zukunft von zentraler Bedeutung sein.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
kn-online.de
Weitere Infos
bjoern-thoroe.de
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taz.de

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