
Am 20. März 2025 beschloss die Kieler Ratsversammlung, die Planungen für die erste Linie der neuen Stadtbahn zu konkretisieren. Diese Entscheidung stieß auf breite Zustimmung von der SPD, den Grünen, den Linken, dem SSW und „Die Partei“. Künftig soll die erste Linie, die von der Kieler Universität über den Hauptbahnhof nach Wellingdorf führen wird, bis zu 564 Millionen Euro kosten und voraussichtlich ab 2034 in Betrieb genommen werden.
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) betonte bei der Bekanntgabe, dass mit dem Beschluss noch nicht über den Bau entschieden wurde. Dennoch sei dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem verbesserten öffentlichen Nahverkehr in Kiel. Die Stadt plant ein gesamtes Stadtbahn-Netz mit einer Gesamtlänge von 35,8 Kilometern, wobei drei weitere Strecken ebenfalls in der Planung sind.
Dringlicher Handlungsbedarf
Alke Voß, Kiels Mobilitätsdezernentin und Teil der Grünen, verwies darauf, dass das vorhandene Busnetz an der Überlastungsgrenze sei. Die Stadtbahn solle mehr Passagiere transportieren und damit die Mobilität in der Stadt erheblich verbessern. Anders als Busse wird die Stadtbahn nicht mit Autos auf der Straße fahren, was sie zuverlässiger macht. Gleichzeitig könnten durch die Einführung der Stadtbahn Probleme wie die Personalknappheit bei Busfahrern angegangen werden.
Die CDU kritisierte das Projekt jedoch als zu teuer und forderte stattdessen Investitionen in andere Bereichen wie Schulbau und öffentliche Sicherheit. Der Bund der Steuerzahler äußerte ebenfalls Bedenken und verwies auf steigende Kosten sowie unklare Nutzenzusammenhänge des Projekts. Voß widersprach den Kritikern und stellte die Notwendigkeit und Finanzierbarkeit der Stadtbahn in den Vordergrund.
Projektentwicklung und Beteiligung der Bürger
Der Streit um die Stadtbahn wird weitergeführt, insbesondere auch bezüglich der Kosten. Die Stadt hat die nächste Phase des Genehmigungsverfahrens eingeleitet und hofft, finanzielle Unterstützung vom Bund und Land zu erhalten. Geplant sind vier neue Stadtbahnlinien mit einer Gesamtlänge von 36 Kilometern. Die ersten Bauarbeiten für den Abschnitt der geplanten Stadtbahn sollen 2028 beginnen und bis 2035 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro, was eine Neuberechnung der Kosten darstellt – die Schätzung für die erste Ausbau-Stufe liegt 200 Millionen Euro über der Schätzung von vor drei Jahren.
Um die Planungen voranzutreiben, wurde eine Stadtbahn Planungs- und Baugesellschaft gegründet. Zudem wurde ein Stadtbahnbeirat ins Leben gerufen, der beratend zur Seite steht, um sicherzustellen, dass die Bürger in den Planungsprozess einbezogen werden. Geplant ist auch eine interaktive Fragerunde für die Anwohner, die am 1. Februar 2024 in der Ricarda-Huch-Schule stattfinden wird. Dort werden aktuelle Entwicklungen und mögliche Straßenraumgestaltungen präsentiert und Bürger zu ihren Meinungen und Wünschen eingeladen.
Das Beispiel der Stadtbahn in Kiel sieht sich auch internationalen Herausforderungen gegenüber, wie jüngst in Lüttich, Belgien, bei der dort getesteten Straßenbahn. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Planungen und die öffentliche Debatte um die Stadtbahn in Kiel entwickeln, während die Stadt eine Verkehrswende anstrebt.