
Am vergangenen Wochenende trat Bastian Langbehn aus der Fraktion „Unabhängige-Volt-PARTEI“ in der Lübecker Bürgerschaft aus. In einem Interview mit der Sendung „Reflex“ erklärte er, dass dieser Schritt keineswegs überraschend sei. Seine Entscheidung folgte auf die Auflösung der Fraktionsgemeinschaft zwischen der SPD und Langbehn, die sich als problematisch erwiesen hatte. Langbehn deutete an, dass finanzielle Interessen hinter seinem Rückzug stehen könnten. Insbesondere könnte die Bildung einer vierköpfigen Fraktion, die Anspruch auf einen zweiten Sitz im Hauptausschuss hätte, eine Rolle gespielt haben. Dies ist besonders relevant, da die Größe einer Fraktion direkten Einfluss auf die Anzahl der Ausschusssitzungen hat und sie auch Anspruch auf finanzielle Mittel von der Stadt hat.
Diese Entwicklungen sind Teil eines größeren politischen Umbruchs in Lübeck. Mitglieder von Volt, die nach dem enttäuschenden Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl stärker in die Kommunalpolitik drängen wollen, sind in dieser bewegten Zeit aktiv. Langbehn spekulierte zudem über weitere mögliche Verschiebungen innerhalb der Bürgerschaft, da der fraktionslose Lothar Möller von den Bürgern für Lübeck sich möglicherweise einer neuen Fraktionsgemeinschaft anschließen könnte. Sollte Detlev Stolzenberg von den Unabhängigen ebenfalls nicht mehr mit Volt zusammenarbeiten wollen, könnte eine neue Fraktion, bezeichnet als „Volt-Freie Wähler-BfL“, mit drei Sitzen in der Bürgerschaft entstehen. Für die Gründung einer solchen Fraktion sind mindestens drei Mitglieder erforderlich.
Veränderungen in der SPD und Einfluss der Grünen
Die politischen Veränderungen in Lübeck betreffen nicht nur Langbehn. Auch die SPD verliert ihre Position als stärkste Kraft in der Bürgerschaft. Birte Duggen und Axel Flasbarth haben angekündigt, die SPD zu verlassen und zu den Grünen zu wechseln. Der Wechsel führt zu erheblichen Umwälzungen im politischen Gefüge der Bürgerschaft. Mit diesem Austritt erhalten die Grünen, die bei der letzten Kommunalwahl bereits acht Sitze holten und dann durch den Wechsel von „Die Partei“ einen weiteren Sitz gewannen, nun insgesamt 11 Sitze. Die SPD und die CDU bleiben jeweils mit 12 Sitzen gleich, was die Machtverhältnisse verschiebt und die Große Koalition ohne Mehrheit dastehen lässt.
Duggen begründet ihren Wechsel mit der Untragbarkeit der großen Koalition und dem Gefühl, dass die SPD ihre Werte verrate. Flasbarth sieht den Grund in der Entscheidung der SPD, eine Kooperation mit der CDU einzugehen. Die Grünen erwarten durch diese Wechsel mehr Einfluss in der Bürgerschaft und werden am Donnerstagabend über die Aufnahme der beiden neuen Mitglieder abstimmen. Die Grünen-Fraktionschefin, Akyurt, bezeichnet die große Koalition bereits als gescheitert.
Politische Dynamik und zukünftige Ausrichtungen
Die Bürgerschaft hat insgesamt 49 Mitglieder, und die Große Koalition bringt nur noch 24 Stimmen auf, was deutlich macht, dass die bisherigen Machtverhältnisse in der Stadtpolitik in Bewegung geraten sind. Intern war die Stimmung in der SPD bereits angespannt: Von 14 SPD-Mitgliedern stimmten nur 9 für die Fortführung der großen Koalition, während 5 direkt dagegen waren – ein klares Zeichen von Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Partei. Die jüngsten Abstimmungen und Meltdown-Entwicklungen haben diese Differenzen offengelegt, als Duggen und Flasbarth während einer wichtigen Abstimmung den Saal verließen.
Inmitten dieser Turbulenzen bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Allianzen in Lübeck weiter entwickeln werden und welche Fraktionen möglicherweise entstehen. Der Druck auf die SPD und die CDU wächst, ihre politischen Strategien zu überdenken und sich neu positionieren zu müssen, um verlorenen Einfluss zurückzugewinnen.