
In einer zunehmend kritischen Auseinandersetzung mit Social-Media-Plattformen haben die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Universität Lübeck ihre Konten auf der Plattform X, ehemals Twitter, stillgelegt. Diese Entscheidung, die am 12. Januar 2025 bekannt gegeben wurde, ist Teil eines umfassenden Rückzugs von mehr als 60 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland, die sich aus ähnlichen Gründen von der Plattform distanzieren. Die Universitäten betonen, dass die Werte der Weltoffenheit, wissenschaftlichen Integrität, Transparenz und Demokratie nicht mehr mit der aktuellen Ausrichtung von X in Einklang stehen, was ndr.de hervorhebt.
Der gemeinsame Austritt wird als ein starkes Symbol gegen die Verbreitung antidemokratischer Kräfte und für faktenbasierte Kommunikation gewertet. In den letzten Jahren stehen Plattformen wie X in der Kritik, da sie algorithmische Verstärkungen rechtspopulistischer Inhalte begünstigen und die Reichweite von sachlichen Informationen einschränken. Dies wurde von zahlreichen Hochschulen aufgegriffen, die sich zunehmend in einem Spannungsfeld zwischen digitaler Kommunikation und den zentralen Werten der akademischen Welt befinden. sueddeutsche.de berichtet, dass die Universitäten eine klare Haltung einnehmen und die aktuelle Entwicklung auf dieser Plattform als zunehmend unvereinbar mit ihrem Selbstverständnis betrachten.
Grund für den Rückzug
Die Universitäten begründen ihre Entscheidung mit der Notwendigkeit, ein Zeichen gegen die Ausbreitung von Desinformation und Hass zu setzen. Silke Engel, Sprecherin der Universität Potsdam, hebt hervor, dass der Verzicht auf Moderation in sozialen Netzwerken zu einer Zunahme von Manipulationen und extremistischer Rhetorik beiträgt. Die Bedeutung von Hochschulen als Orte der Vielfalt und Wissenschaft wird durch diesen Rückzug unterstrichen, denn die Organisationen glauben, dass die Werte, die sie vertreten, auf der Plattform nicht mehr gegeben sind.
Insgesamt zeigen die Entwicklungen auf X eine besorgniserregende Tendenz zur Internet-Radikalisierung. Ein Bericht des Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC) skizziert, wie alltägliches Leben und extremistische Aktivitäten langsam ins Digitale verlagert werden. Soziale Medien und unmoderierte Plattformen können Radikalisierungsdynamiken beschleunigen und Extremisten einen Raum bieten, um ihre Inhalte zu verbreiten und zu koordinieren. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen Wissenschaftler und Sicherheitsbehörden stehen, um den Extremismus effizient zu bekämpfen. ssoar.info bringt diese Zusammenhänge in den Kontext.
Weitere Beobachtungen
Die Entscheidung dieser Hochschulen könnte als Teil eines größeren Trends verstanden werden, bei dem Bildungseinrichtungen die Kontrolle über ihre Kommunikationskanäle zurückgewinnen wollen. In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, dass viele andere Bildungseinrichtungen bereits ähnliche Schritte unternommen haben. Die Europa-Universität und die Hochschule Flensburg nutzen X seit Jahren nicht mehr und beweisen somit eine vorausschauende Haltung gegenüber den Herausforderungen dieser Plattform.
Die wissenschaftliche Gemeinschaft betont in ihren aktuellen Mitteilungen, dass die Entwicklungen auf Social-Media-Plattformen wie X genau beobachtet werden müssen. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Institutionen dem Beispiel der Kieler und Lübecker Hochschulen folgen werden, um ihre akademischen Werte zu wahren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Radikalisierung im Internet zu leisten.