
In Schleswig-Holstein stehen viele Kommunalverwaltungen vor der Herausforderung, ihre Personaldecke aufzufrischen. Die demografische Entwicklung, insbesondere der bevorstehende Ruhestand von etwa 40% der Mitarbeitenden in Lübeck binnen der nächsten 15 Jahre, führt zu einem signifikanten Mangel an Fachkräften. Dies hat zur Folge, dass die verbleibenden Mitarbeiter überlastet sind und die Bearbeitungszeiten für Anträge zunehmend länger werden, wie ndr.de berichtet.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen Städte wie Lübeck, Kiel, Neumünster, Ratzeburg und Norderstedt vermehrt auf Quereinsteiger. Anstatt ausschließlich nach ausgebildeten Verwaltungsfachangestellten zu suchen, fordern Stellenausschreibungen zunehmend „vergleichbare Ausbildungen“. Dies öffnet die Tür für Bewerber aus ganz unterschiedlichen Berufen, wie das Beispiel von Mårten Eklund zeigt. Der Quereinsteiger aus der Speditionsbranche arbeitet mittlerweile im Bürgerbüro der Gemeindeverwaltung Stockelsdorf.
Der Weg in die Verwaltung
Eklund wechselte in die Verwaltung, um den Überstunden und den unplanbaren Arbeitszeiten der Spedition zu entkommen. Um seine neue Position im Bürgerbüro zu erlangen, absolvierte er eine dreimonatige Weiterbildung an der Verwaltungsakademie Bordesholm, bei der er sich intensiv mit Gesetzestexten in deutscher Sprache auseinandersetzte. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Akademie einen Anstieg der Teilnehmerzahlen auf 120 Quereinsteiger, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Dies verdeutlicht den Trend, dass immer mehr Menschen aus verwaltungsfernen Berufen in die öffentliche Verwaltung wechseln.
In der Gemeindeverwaltung Stockelsdorf besitzen rund die Hälfte der Mitarbeitenden keine formale Verwaltungsausbildung. Eklund hebt die Vorteile der Quereinsteiger hervor: Sie bringen oft frische Perspektiven und unterschiedliche Erfahrungen mit. Neben seiner Tätigkeit im Bürgerbüro hat Eklund auch die Funktion eines Standesbeamten übernommen, was er als seinen Traumjob bezeichnet.
Chancen für Quereinsteiger
Der Quereinstieg in den öffentlichen Dienst ist nicht nur möglich, sondern auch vielversprechend. Von den nahezu fünf Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind lediglich 1,7 Millionen verbeamtet. Dies zeigt, dass zahlreiche Wege in den öffentlichen Sektor führen, die nicht unbedingt über eine Beamtenlaufbahn münden. Auch Initiativbewerbungen sind möglich, was insbesondere Vorteil für Personen mit relevanter Ausbildung ist. Umschulungen erweisen sich zudem als effektiver Weg, um in den öffentlichen Dienst einzutreten, wie auf jobs-beim-staat.de dargelegt wird.
Es ist wichtig, sich über die individuellen Voraussetzungen für eine Umschulung zu informieren. Die Agentur für Arbeit bietet hierfür Beratung an. Populäre Umschulungsberufe im öffentlichen Dienst sind unter anderem Positionen in der Verwaltung, Polizei, Justiz, im Gesundheitswesen sowie im IT- und Bildungswesen.
Um eine Umschulung zu beginnen, sind verschiedene Schritte notwendig: Zunächst sollte ein Überblick über mögliche Berufe geschaffen werden. Danach sind Informationen zu den individuellen Voraussetzungen bei der Arbeitsagentur einzuholen. Die Bewerbungsunterlagen müssen teilweise durch Einstellungstests oder Gesundheitsuntersuchungen ergänzt werden. Die Dauer der Umschulungen variiert, beträgt in der Regel jedoch zwei bis drei Jahre.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eröffnen sich somit zahlreiche Möglichkeiten für Menschen, die eine berufliche Umorientierung im öffentlichen Dienst anstreben. Die vielseitigen Wege in die Verwaltung und die Öffnung für Quereinsteiger stellen eine zukunftsträchtige Strategie dar, um den anstehenden Herausforderungen der Verwaltungsmodernisierung zu begegnen.