
Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat einen offenen Brief an die FEI (Fédération Equestre Internationale) und die FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) veröffentlicht. Darin thematisieren sie tierschutzrelevante Aspekte der Kandarennutzung bei Dressur-Weltcups, die jüngst in Neumünster und Amsterdam stattfanden. Dem Schreiben sind Bilder von sieben Dressurreitern beigefügt, darunter auch zwei Mitglieder des deutschen Dressurkaders. Diese Aufnahmen sollen als Grundlage für die vorgebrachten Bedenken dienen.
Dr. Dennis Peiler, der stellvertretende Vorsitzende der FN, äußerte, dass die Vorwürfe sehr ernst genommen werden und eine sorgfältige Prüfung stattfinden wird. „Die Fotos sind Momentaufnahmen und reichen allein nicht für eine umfassende Bewertung aus,“ so Peiler. Daher wird auch Videomaterial gesichtet, um eine fundierte Analyse vorzunehmen. Bei berechtigter Kritik werden mögliche Konsequenzen in Erwägung gezogen. Die Verantwortung für die Überprüfung der Kritik liegt jedoch bei der FEI, da es sich um internationale Turniere handelt.
Enger Dialog mit Wissenschaft
Dr. Peiler betont zudem, dass die FN sich kontinuierlich mit wissenschaftlichen Analysen auseinandersetzt und den Dialog mit den Wissenschaftlern sucht. Das Ziel ist klar: Lösungen finden, die das Wohl der Pferde sicherstellen und den Pferdesport verantwortungsvoll weiterentwickeln. Die FN steht in Kontakt mit den Verfassern des Schreibens, um die Ergebnisse und deren potenzielle Auswirkungen auf den Turniersport zu diskutieren.
Zusätzlich zum aktuellen Geschehen ist es erwähnenswert, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2020 umfassend überarbeitete „Leitlinien zum Umgang mit und der Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ veröffentlicht hat. Diese Leitlinien zielen darauf ab, sowohl Behörden als auch Personen, die oft mit Pferden arbeiten, zu unterstützen. Die Überarbeitung berücksichtigt die Grundbedürfnisse und essentiellen Verhaltensmuster von Pferden.
Tierschutz im Fokus
Einige der aktualisierten Punkte der Leitlinien umfassen Haltungsbedingungen für Jungpferde während der Ausbildung, das Mindestalter beim Ausbildungsbeginn und erste Einsätze in Wettbewerben sowie die Haltungsbedingungen während Wettbewerben. Zudem wird die Rollkur, die Überbeugung des Genicks oder Halses, strikt verboten. Diese Änderungen spiegeln eine Reaktion auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse wider und wurden durch einen konstruktiven Überarbeitungsprozess unter Mitwirkung von Pferdesport- und Tierschutzverbänden, Ländern sowie tierärztlichen und wissenschaftlichen Experten entwickelt.
Die Forderungen der Wissenschaftler und die desdekenden Maßnahmen der FN könnten somit zu einer wegweisenden Entwicklung im Pferdesport führen, um tierschutzrelevante Standards zu wahren und das Wohl der Tiere zu garantieren. Der Dialog über diese Themen wird entscheidend sein, um das Vertrauen in den Pferdesport zu stärken und dessen Zukunft zu sichern.
Für weitere Informationen können Sie die Berichte von St. Georg, ClipMyHorse und BMEL einsehen.