
Die Gemeinde Schönkirchen steht vor einer alarmierenden finanziellen Situation. Mit einem geschätzten Haushaltsdefizit von 4,5 Millionen Euro für das Jahr 2025 muss die ehemals schuldenfreie Gemeinde auf eine besorgniserregende Entwicklung zurückblicken, die durch gesunkene Steuereinnahmen und steigende Ausgaben für die Daseinsvorsorge bedingt ist. Historisch galt Schönkirchen als die reichste Gemeinde im Kreis Plön, unterstützt durch hohe Einnahmen aus dem umfangreichen Gewerbegebiet an der B502, das vor zwei Jahren um 10,5 Hektar erweitert wurde.
Mit der Erweiterung des Gewerbegebiets erwarten sich die Verantwortlichen der Gemeinde neue Impulse: 24 neue Firmen sind in Planung, von denen bereits die meisten ihren Bau abgeschlossen haben, was schätzungsweise 450 neue Arbeitsplätze schaffen könnte. Trotz dieser Möglichkeiten zeigt die Prognose, dass der Schuldenstand von Schönkirchen bis Ende 2025 auf 9,9 Millionen Euro steigen wird. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Schätzung des Vorjahres, die bei rund 26 Millionen Euro lag.
Finanzielle Herausforderungen und langfristige Perspektiven
Bürgermeister Gerd Radisch bleibt optimistisch bezüglich der zukünftigen Steuereinnahmen und sieht die geplante Reaktivierung der Bahnstrecke „Hein Schönberg“ als einen weiteren Schritt zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Eine der wichtigsten Maßnahmen in 2025 ist die Vorbereitung des Bahnhofsvorplatzes am Blomeweg in Schönkirchen.
Die Herausforderungen, vor denen die Gemeinde steht, sind jedoch Teil eines größeren Gesamtproblems. Auch in anderen Regionen, wie in Österreich, zeigen sich ähnliche Trends in der Gemeindefinanzierung. Prognosen deuten darauf hin, dass rund jede zweite Gemeinde eine negative freie Finanzspitze haben wird, was die Finanzierung notwendiger Investitionen im Klimaschutz und im Mobilitätsbereich erheblich erschwert. Das Verhältnis zwischen Bund, Land und Kommunen ist als komplex zu beschreiben, und es wird erwartet, dass die Ausgaben in den kommenden Jahren schneller steigen als die Einnahmen.
Reaktionen der kommunalen Spitzenverbände
Die Präsidenten der kommunalen Spitzenverbände in Deutschland warnen vor einer dauerhaften Schieflage der Kommunalfinanzen. Sie fordern einen größeren Anteil an den Gemeinschaftssteuern und äußern Kritik an der Ausweitung kommunaler Aufgaben ohne ausreichende finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder. Laut einer Prognose wird ab 2025 ein starker Rückgang der kommunalen Investitionen erwartet. Dies könnte dazu führen, dass die bestehenden Infrastrukturen kaum mehr instand gehalten werden können, was sich langfristig negativ auf die Lebensqualität der Bürger auswirken könnte.
Der aktuelle kommunale Investitionsrückstand in Deutschland beträgt bereits 186 Milliarden Euro und wird voraussichtlich weiter anwachsen. Die finanziellen Schwierigkeiten werden nicht nur durch Inflation bedingt, sondern auch durch steigende Fallzahlen im Sozialbereich und neue Rechtsansprüche, die die Kommunen zusätzlich belasten.
In diesem Kontext wird deutlich, dass Schönkirchen und andere Gemeinden eine langfristige Strategie benötigen, um aus der finanziellen Schieflage herauszukommen. Nur mit gezielten Maßnahmen und einer stärkeren Unterstützung durch höhere Steuereinnahmen kann eine nachhaltige kommunale Finanzpolitik realisiert werden.