
Das Hospiz Dänischer Wohld hat kürzlich großen Zuwachs im Kinderhospizbereich erfahren. Mit der Unterstützung von zehn neuen Ehrenamtlichen wird bereits die wichtige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die an lebensverkürzenden Erkrankungen leiden, fortgeführt. Einer dieser neuen Ehrenamtlichen ist Jürgen Tronicke, 69 Jahre alt, der als einziger Mann im Kinderbegleitungsbereich hervorsticht. Seine persönliche Geschichte ist tiefgreifend und von Verlust geprägt.
Vor 34 Jahren verlor er sein Kind kurz nach der Geburt, das schwerstbehindert auf die Welt kam. Tronickes Erfahrungen mit dem Tod sind nicht nur auf seine Rolle als Vater beschränkt; er hat auch zwei Herzstillstände während seiner Zeit im Jugoslawien-Krieg erlebt. Trotz dieser Erfahrungen hat er bisher keine direkte Erfahrung in der Arbeit mit kranken Kindern. Allerdings besuchte er regelmäßig den Sohn eines Freundes auf der Kinderkrebsstation, was seine Sensibilität für die Bedürfnisse der Kinder schärfte.
Eine besondere Verbindung zu Kindern aufbauen
Während einer Schulung für Ehrenamtliche kam es zu einem emotionalen Moment. Bei dem Spiel „Ich packe meinen letzten Koffer“ blieb Tronickes Koffer leer, da er nach eigenen Aussagen keine Angst vor dem Tod hat. Seine Motivation als Ehrenamtlicher ist es, den Kindern die Angst vor dem Tod zu nehmen und eine besondere Verbindung zu ihnen aufzubauen. So berichtet er von einer entspannenden Erfahrung mit einem vierjährigen Mädchen, das sich verbal nicht äußern konnte.
Tronicke bemerkt, dass oft eine männliche Vorbildfunktion bei den Kindern fehlt, da viele Väter ihre Familien verlassen haben. Sozialarbeiterin Stefanie Traub unterstreicht die Bedeutung der neuen Ehrenamtlichen, die eine bessere Auswahl für die individuellen Bedürfnisse der Kinder anbieten können. Insbesondere die Begleitung erfolgt auf Augenhöhe und Eltern werden als Experten für ihre Kinder anerkannt.
Ausbildung und Engagement der Ehrenamtlichen
Interessierte, die sich in diesem ehrenamtlichen Bereich engagieren möchten, sollten sich zunächst intensiv mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen und offen gegenüber Menschen mit Behinderungen sein. Der Kurs für Ehrenamtliche besteht aus 13 Einheiten à drei Stunden, in denen Themen wie der Umgang mit Familien, gesunde Nähe und Distanz sowie persönliche Fragen zum Thema Tod behandelt werden.
Die Ehrenamtlichen unterstützen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit lebensverkürzenden Erkrankungen sowie deren Familien. Die Begleitung erfolgt in der Regel für drei bis fünf Stunden pro Woche und zielt auf die praktische Unterstützung und Entlastung der gesamten Familie im Alltag ab. Zu den Aufgaben gehören unter anderem Zuhören, Information beschaffen sowie das Vermitteln von weiteren Hilfen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung der Ehrenamtlichen ist die „hospizliche Haltung“. Hierbei lernen sie, die Wünsche und Bedürfnisse der Begleiteten sowie deren Angehörigen wahrzunehmen und Nähe zu bieten. Auch die Tatsache, dass Hospizbegleiter der Schweigepflicht unterliegen, sorgt für Vertrauen und Vertraulichkeit in der Arbeit.
Tronicke ist nun zweimal pro Woche im Hospiz aktiv und spielt derzeit mit einem siebenjährigen Jungen auf einer Carrera-Bahn. Seine Geschichte und sein Engagement zeigen, wie wichtig die Rolle der Ehrenamtlichen im Hospizdienst ist, um lebensverkürzend erkrankte Kinder und deren Familien in ihrer schwierigen Lebenssituation zu unterstützen.