
Die Schule auf dem Segelschiff „Thor Heyerdahl“ nimmt eine besondere Stellung im Bildungsbereich ein. Aktuell befinden sich 34 Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland im Rahmen des Projekts „Klassenzimmer unter Segeln“ (KUS) auf einer sechsmonatigen Reise. Das Projekt ermöglicht es den Teilnehmenden, Unterricht auf dem Wasser zu erleben und gleichzeitig die Welt zu erkunden. Momentan sind die Schüler in Panama, nachdem sie die Atlantiküberquerung erfolgreich hinter sich gebracht haben. Anton, ein 15-Jähriger aus Dänischenhagen, hat seine Familie zuletzt im Oktober gesehen und verbringt nun seine Weihnachtstage im Karibischen Meer nördlich von Curaçao. Wo zu Hause frostige Temperaturen herrschen, erleben die Schüler hier 31,5 Grad Celsius Lufttemperatur und 29,5 Grad Wassertemperatur.
Das KUS-Projekt umfasst Fächer wie Deutsch, Chemie und Geografie, wobei der Fokus nicht nur auf akademischem Wissen liegt. Die Schüler entwickeln zudem grundlegende Fähigkeiten wie Platz- und Zeitmanagement sowie Selbstpflege. Diese Kompetenzen sind für das Leben an Bord von zentraler Bedeutung. Ein weiterer Aspekt des Programms ist die Reflexion über die eigene Herkunft, die durch einen intensiven Kontakt mit der Kultur Panamas gefördert wird. Zwischen dem Segeln im Ozean und dem Aufenthalt auf dem Land haben die Schüler auch spannende Aktivitäten geplant, wie ein Camp im Regenwald und den Spanischunterricht, während sie in Gastfamilien leben.
Kosten und finanzielle Unterstützung
Finanziell ist das Projekt ein großes Unterfangen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 25.000 Euro für den gesamten Trip, was sich auf rund 3.770 Euro pro Monat addiert. Diese Kosten beinhalten Verpflegung, Unterkunft, Unterricht, Landaufenthalte und ärztliche Betreuung. Um die Teilnahme zu erleichtern, werden zinslose Darlehen und Stipendien durch einen spendenfinanzierten Förderverein angeboten. Die Auswahl der Teilnehmer setzt gute Zeugnisse, Offenheit für andere Kulturen und soziales Engagement voraus.
Die Rückreise nach Kiel ist für April geplant, während es unterwegs über Kuba und die Azoren geht. Anton berichtet bereits von Veränderungen in seinem persönlichen Empfinden, er fühlt sich durch die Erfahrungen gelassener und reifer. Das „Klassenzimmer unter Segeln“ ist somit nicht nur eine Reise, sondern ein Bildungsmix, der Schüler auf vielen Ebenen anspricht.
Das Konzept hinter „Klassenzimmer unter Segeln“
Begleitend zu diesem Projekt haben sich verschiedene Summerschool-Reisen entwickelt, die in der Natur stattfinden und das Interesse an verschiedenen Themen wie Naturwissenschaften, Technik und seemännischen Fertigkeiten fördern. Dr. Ruth Merk von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg betreut die pädagogischen Konzepte, die darauf abzielen, den Schülern Spaß in der Gemeinschaft und eine Stärkung des „Wir-Gefühls“ zu vermitteln. Das Programm fördert zudem das persönliche Wachstum der Jugendlichen durch ausgewählte Lerninhalte und Reflexion.
Einen weiteren Ansatz verfolgt das SEE Learning-Programm, welches soziales, emotionales und ethisches Lernen zum Ziel hat. Es ist auf die Förderung von Mitgefühl, Engagement und menschlichen Werten ausgerichtet und wird in Deutschland vom Tibethaus Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit dem Center for Contemplative Science & Compassion-Based Ethics der Emory Universität und dem AVE Institut unterstützt. Diese ganzheitlichen Bildungsansätze bilden einen wertvollen Teil der Erfahrungen, die die Schüler auf dem Segelschiff sammeln.
Das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ und die damit verbundenen Bildungsinitiativen setzen neue Maßstäbe für die Erziehung von Jugendlichen im Hinblick auf praktische Fähigkeiten und kulturelle Sensibilität in einem globalen Kontext. Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden deuten darauf hin, dass solch innovative Bildungskonzepte dringend benötigt werden, um junge Menschen auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Für weitere Informationen über das Schulprojekt und die Summerschool-Reisen, besuchen Sie die Seiten von NDR, KUS-Projekt und AVE Institut.