
Die Entscheidung des TSV Kronshagen, sich von einer leistungssportlichen Ausrichtung im Jugendfußball abzuwenden, hat sowohl Zustimmung als auch Ablehnung ausgelöst. Heino Fischer, der Vorsitzende des Vereins, zeigt sich überrascht über die unterschiedlichen Reaktionen. Während einige Eltern und Politiker die Reform positiv aufnehmen, gibt es auch kritische Stimmen aus der Gemeindevertretung. Diese fragen nach der finanziellen Unterstützung der Kommune, die sich auf bis zu 38.000 Euro jährlich beläuft, obwohl nicht genügend Plätze für Kinder im Verein verfügbar sind.
Traditionally ist der TSV Kronshagen eine bedeutende Adresse im Jugendfußball, insbesondere für talentierte Nachwuchsspieler. Fischer sieht die Notwendigkeit, das übermäßige Leistungsdenken zu hinterfragen und ein inklusives Umfeld zu schaffen, in dem auch weniger talentierte Kinder eine Chance bekommen. Der Verein möchte eine soziale Verpflichtung gegenüber der Gemeinde erfüllen und ein Ort werden, der nicht nur sportliche Fähigkeiten, sondern auch soziale Kompetenzen fördert.
Reaktionen und politische Unterstützung
Die Kritik ist insbesondere auf die wahrgenommene Leistungsorientierung des bestehenden Betreuungsstabs gerichtet. Fischer betont, dass kein Nachwuchsspieler zum Verlassen des Vereins gedrängt wird und dass das Ziel darin besteht, den Verein für alle Kinder zu öffnen. Im Kontext dieser Neuausrichtung erhält der Verein positive Rückmeldungen von Kommunalpolitikern, darunter Viveka Thun-Blasche von der CDU. Sie bewertet die Entscheidung als Fortschritt für die Gemeinde und die Förderung des Vereins.
Fischer äußert sich zudem vorsichtig zu möglichen Wechseln von Spielern zum FC Kilia und zeigt sich gelassen bezüglich einer möglichen Abstiegsgefahr. In der Hoffnung, den Fokus vom Hochleistungssport wegzulenken, arbeitet Peter Geuenich, kommissarischer Spartenleiter, mit seinem Team an einer neuen Struktur für die Fußballabteilung des TSV Kronshagen.
Integration durch Sport
Die Neuausrichtung des Vereins ist auch Teil eines breiteren Trends, in dem Sport als ein wirksames Mittel zur sozialen Integration angesehen wird. Ähnlich wie in Deutschland und der Schweiz gibt es großangelegte Kampagnen zur Integration durch Sport. Trotz der Herausforderungen sind diese Initiativen wichtig, um gesellschaftliche Barrieren abzubauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. Studien, wie die vom Schweizer Nationalfonds geförderte Untersuchung “Sport and Social Inclusion – SSINC”, zeigen, dass es noch zu wenig empirische Daten über die tatsächlichen Chancen des Sports für soziale Integration gibt.
Die Entscheidung des TSV Kronshagen, sich neu aufzustellen und den Verein inklusiver zu gestalten, könnte dabei als gutes Beispiel für andere Clubs dienen. In einer Gesellschaft, die zunehmend durch Diversität geprägt ist, ist der Zugang zum Vereinssport für alle Kinder eine entscheidende Maßnahme zur sozialen Integration.