
Der Offene Kanal Flensburg feierte am 19. März 2025 seinen beeindruckenden 30. Geburtstag. Zu diesem Anlass gab es eine Livesendung aus dem Studio, bei der Zuschauer, Mitarbeiter und Kooperationspartner auf drei Jahrzehnte Bürgerfernsehen zurückblickten. Tanja Zimmer, die Leiterin des Kanals, sprach über die bemerkenswerten Entwicklungen von den Zeiten der VHS-Kassetten bis zu den gegenwärtigen KI-Anwendungen im Videobereich.
In der Jubiläumssendung wurde der offene Ansatz des Kanals hervorgehoben, der es Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, das Programm selbst zu gestalten. Reporter des Offenen Kanals berichten regelmäßig von den nordfriesischen Inseln und Halligen sowie aus der Marsch, der Geest und dem östlichen Hügelland mit seinen Fjorden. Diese Berichterstattung erfolgt jeden Werktag um 09:30 und 16:30 Uhr.
Der Weg zur Gründung
Die Gründung des Offenen Kanals hat eine vielschichtige Geschichte, die exemplarisch auch für viele ähnliche Initiativen in Deutschland steht. Ein Beispiel ist der Offene Kanal Haßloch, der am 27. September 1994 ins Leben gerufen wurde und 52 Gründungsmitglieder umfasste. Jürgen Hurrle, der damalige Kulturdezernent, war der Initiator dieses regionalen Fernsehsenders, dessen Ziel es war, Bürgerfernsehen zu schaffen, das von den Menschen selbst gestaltet wird.
Die Vorbereitungen zur Gründung dauerten zweieinhalb Jahre. Schwierigkeiten ergaben sich insbesondere bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten; letztendlich stellte die Gemeinde Haßloch einige gemeindeeigene Gebäude zur Verfügung. Der Verein musste jedoch die notwendigen Sanierungsarbeiten überwiegend selbst finanzieren und erhielt Unterstützung von zahlreichen Spendern. Stolz blicken die Gründungsmitglieder, wie Karin Hurrle, auf die Anfänge zurück und erinnern sich an intensive Teamarbeit.
Politische Herausforderungen und Zusammenhalt
Obwohl der Zusammenhalt in der Anfangsphase gut war, erlebte der Offene Kanal Haßloch auch politische Herausforderungen, die das Miteinander belasteten. Jürgen Hurrle sieht die Einrichtung des letzten Offenen Kanals in Rheinland-Pfalz als ein weiteres Zeichen für die Stärke dieser Bürgerprojekte. Besonders hervorzuheben ist auch die Jugendarbeit, die beim Offenen Kanal von großer Bedeutung war und weiterhin ist.
Der Kontext dieser Entwicklungen kann auch in der Geschichte des Sender Freies Berlin (SFB) gesehen werden, der zur viertkleinsten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt in Deutschland zählt. Seine Gründung im Jahr 1953 markierte einen Wendepunkt für das Rundfunkwesen in Berlin. Der SFB hat, so wie viele Offene Kanäle, verschiedene Programmreformen durchlaufen und stand immer wieder im Fokus öffentlicher und politischer Diskussionen über die Rolle und den Einfluss des Rundfunks im deutschen Medienmarkt.
Insgesamt betrachtet sind die Entstehung und Entwicklung des Offenen Kanals Flensburg und anderer ähnlicher Initiativen ein bedeutendes Beispiel für die Möglichkeiten des Partizipationsmodells im Bereich Medien und Öffentlichkeit. Diese Kanäle zeigen, wie Bürger durch Engagement und kreative Beitragsgestaltung einen direkten Einfluss auf die Medienlandschaft ausüben können.