
Am 26. Januar 2025 gedenken die Zeugen Jehovas der 283 Mitglieder, die während des Zweiten Weltkriegs wegen ihrer Weigerung, Militärdienst zu leisten, hingerichtet wurden. Dieser Gedenktag fällt zusammen mit dem nationalen Erinnerungsdatum für die Opfer des Nationalsozialismus. Michael Tsifidaris, Sprecher der Zeugen Jehovas in Norddeutschland, hob die Relevanz dieses Tages hervor: „Er dient der Verteidigung der Menschenrechte und der Glaubensfreiheit“ und erinnert an die aktuelle Verfolgung von Jehovas Zeugen in Ländern wie Russland und Eritrea. Laut n-tv wurden unter den Geleugneten auch zwei namentlich genannte Menschen, August Dickmann und Walter Appel, erwähnt. Dickmann wurde am 15. September 1939 im KZ Sachsenhausen erschossen, während Appel 1944 im Alter von nur 17 Jahren ohne Gerichtsverhandlung hingerichtet wurde.
Der Vater von Walter Appel, ebenfalls ein Zeuge Jehovas, starb zuvor durch Enthauptung im Zuchthaus Brandenburg. Diese Schicksale stehen exemplarisch für die brutale Verfolgung, die Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime erlitten. Tatsächlich begann die Verfolgung dieser Religionsgemeinschaft bereits kurz nach dem Anschluss Österreichs im März 1938. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Österreich über 800 Zeugen Jehovas, von denen 730 verfolgt und 168 ermordet oder an den Folgen dieser Verfolgung gestorben sind. Diese alarmierende Zahl verdeutlicht die dramatischen Umstände, unter denen die Zeugen Jehovas lebten und litten.
Widerstand und Verfolgung
Zeugen Jehovas leisteten konsequent und friedlich Widerstand gegen das NS-Regime aus christlicher Überzeugung. Sie wurden mit einem lila Winkel an ihrer Kleidung in Konzentrationslagern stigmatisiert, verweigerten den Hitlergruß und die Eingliederung in NS-Organisationen. Mit dem Beginn des Krieges weigerte sich die Gemeinschaft zudem, an kriegswichtigen Arbeiten teilzunehmen. Viele von ihnen wurden wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt, einige wurden durch Enthauptung hingerichtet. Tageblatt berichtet, dass Anton Uran beispielsweise am 23. Januar 1943 hingerichtet und erst 1997 rehabilitiert wurde.
Die Gedenkarbeit für diese Opfer bleibt für die Zeugen Jehovas von zentraler Bedeutung. Der Bundestag beschloss im Juni 2023 einstimmig, ein Mahnmal für die während der NS-Diktatur verfolgten Zeugen Jehovas zu errichten, was den Wert der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Deutschland unterstreicht. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog erklärte 1996 den Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum Gedenktag in Deutschland, was einen weiteren Schritt in Richtung Anerkennung der Verfolgten darstellt.
Gedenken und Lernen aus der Vergangenheit
Im Rahmen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern die Gemeinschaften auch an die Gedenk- und Befreiungsfeiern, wie etwa in Mauthausen, wo 2024 das Motto „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“ lautet. Jehovas Zeugen haben sich seit den 1920er Jahren in Österreich etabliert und genießen seit dem 7. Mai 2009 den Status einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft in dem Land. Weltweit gibt es nach jehovas-zeugen.at rund 8,8 Millionen Jehovas Zeugen, die in 290 Gemeinden in Österreich leben und ihre Gottesdienste in 25 Sprachen abhalten.
Die Finanzierung der Gemeinschaft erfolgt ausschließlich durch freiwillige Spenden, was ihre Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme unterstreicht. Der Gedenktag am 26. Januar ist nicht nur ein Moment des Erinnerns, sondern auch eine Mahnung, die aktuellen Herausforderungen für die Religionsfreiheit global im Auge zu behalten.