
Vor der Küste Hörnums auf Sylt wurde ein über 14 Meter langer männlicher Pottwal tot aufgefunden. Der Kadaver, der am Freitagabend in der Nordsee gesichtet und am Samstag in den Hafen geschleppt wurde, ist noch nicht für den Abtransport bereit. Experten einer Fachfirma haben am Montagabend mit der Zerlegung des Wals begonnen. Der Kadaver wiegt zwischen 10 und 15 Tonnen und seine Zerlegung gestaltet sich aufgrund frostiger Temperaturen als herausfordernd, da Teile des Wals gefroren sind. Timo Arp, ein Schlachter aus Jagel, äußerte den Bedarf an einer besseren Motorsäge, um die Arbeiten effizienter voranzutreiben.
Die Zerlegung soll bis Dienstag abgeschlossen sein, wobei zwei weitere Experten mit spezialisierten Messern zur Unterstützung hinzugezogen werden. Der Unterkiefer des Wals wurde bereits mit Messern, einer Kettensäge und einer Baggerschaufel abgetrennt. Nach der Zerlegung wird der Kadaver in Containern zur Tierkörperverwertungsanlage nach Jagel transportiert, die per Lkw mit dem Autozug zum Festland gebracht werden.
Gesundheitliche Untersuchungen
Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover werden das Tier in Jagel eingehend untersuchen. Zudem wird das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) aus Büsum sich mit der möglichen Todesursache befassen. Es wird erwartet, dass die Auswertung der Proben mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Die Schutzstation Wattenmeer hat bereits den Verdacht geäußert, dass im Magen des Wals Plastik gefunden werden könnte, was Umweltprobleme und die Gesundheitsrisiken für die Tierwelt unterstreicht.
Umweltverschmutzung wird häufig als möglicher Faktor für das Verenden von Walen angesehen. Experten vertreten die Meinung, dass sowohl menschliche Aktivitäten als auch Sonnenstürme zur Verwirrung des Wals beigetragen haben könnten. Laut Berichten haben Pottwale, die selten in die Nordsee geraten, vergangene Strandungen gezeigt – zuletzt 1995 wurden große Wale auf Sylt angespült. Im Winter 2016 strandeten 30 Pottwale in der südlichen Nordsee, bei denen keine Hinweise auf Krankheiten oder Schwächungen gefunden wurden.
Besonderheiten der Pottwale
Pottwal-Bullen wie dieser haben natürliche Wanderungen aus subarktischen Fressgründen in die Nordsee, wo sie manchmal stranden. Diese Strandungen treten häufig in den kalten Monaten von November bis Ende Februar auf. Pottwale orientieren sich per Schall über Echolot, was in flachen Gewässern weniger effektiv ist und dazu führen kann, dass sie sich verirren. Bei großen Wal-Kadavern besteht die Gefahr, dass diese „aufplatzen“ oder sogar explodieren können, was bei unsachgemäßer Handhabung fatal enden kann. In der Vergangenheit wurden häufigere Strandungen in den letzten Jahrzehnten mit der Erholung der Pottwalbestände nach Bejagung in Verbindung gebracht.
Insgesamt zeigt der Fall des Pottwals vor Sylt einmal mehr die Herausforderungen und Risiken, denen diese majestätischen Tiere in einer von Umweltverschmutzung geprägten Welt ausgesetzt sind, und öffnet die Diskussion über den Schutz der Meeresumwelt.