
Tondern, das mittelalterliche Städtchen in Nordschleswig, hat sich zu einem Horst für Hochzeiten entwickelt, die weit über die dänische Grenze hinaus geschätzt werden. Wie Welt berichtet, ist der Ort besonders für gleichgeschlechtliche Paare attraktiv. Ihre Ehen werden in der Europäischen Union anerkannt, was zusätzlichen Anreiz bietet.
Die Region Nordschleswig zeichnet sich durch eine einzigartige politische und kulturelle Geschichte aus. 1920 wurde sie von Schleswig-Holstein abgetrennt und Dänemark eingegliedert. Heute leben hier etwa 20.000 deutschsprachige Nordschleswiger, während auf der anderen Seite rund 50.000 dänischsprachige Südschleswiger beheimatet sind. Minderheitenrechte sind staatlich geschützt, dazu gehören zweisprachige Tageszeitungen und Schulen, die die kulturelle Vielfalt der Region fördern.
Tourismus und Natur
Nordschleswig ist zudem ein beliebtes Touristenziel, das sich durch eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten auszeichnet. Es gibt über 150 Wanderwege und etwa 3000 Kilometer Radwege. Der Nationalpark Wattenmeer an der Nordseeküste sowie die Insel Röm (Rømø) mit ihren breiten Sandstränden locken zahlreiche Besucher an, die die natürliche Schönheit der Region erleben möchten.
Die Stadt Tondern hat aufgrund ihrer Geschichte eine hohe Anzahl deutschsprachiger Bürger. Nach der Volksabstimmung 1920 entschieden sich viele für Deutschland. Interessanterweise hat Tondern auch keinen Hafen, da dieser seit dem 16. Jahrhundert versandet ist, was die Entstehung einer maritimen Handelsstadt verhinderte.
Ringreiten und Traditionen
Eines der bekanntesten Traditionen in Nordschleswig ist das Ringreiten, ein Nationalsport, der fest im kulturellen Leben der Region verankert ist. Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1944, als der Verein Seth-Uberg in Feddersens Gastwirtschaft gegründet wurde. Der frühere Ringreiter Ernst Fries gibt Einblick in die Vereinsgeschichte, die von Höhen und Tiefen geprägt ist. Das vitalisierte Ringreiten hat seitdem eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, zu erkennen an der steigenden Teilnahme von Frauen und der Öffnung der Wettbewerbe für alle.
Die nächste Auflage des Ringreitens findet am 15. Juni um 11 Uhr auf dem Festplatz hinter der alten Schule statt. Der Umzug durch Seth, eine Tradition, die vor einigen Jahren eingestellt wurde, bleibt den Einwohnern dennoch in Erinnerung.
Minderheiten und Identität
Die Fragen zur Identität und Zugehörigkeit in der Region sind komplex, wie der Historiker und Minderheitenexperte Jørgen Kühl erklärt. Er beschreibt, dass Zugehörigkeit flexibel ist und durch Migration zusätzlich beeinflusst wird. In der dänischen Minderheit sind etwa ein Drittel als nationale Minderheit zu betrachten, während der Rest als post-national eingestuft wird. Der Konflikt zwischen neuen und alten Mitgliedern der Minderheit zeigt, dass unterschiedliche Auffassungen von Identität und politischem Engagement bestehen.
In den letzten Jahren gab es Krisen, wie zwischen 2010 und 2012, als Kürzungen im Bildungsbereich die dänischen Schulen bedrohten. Ein Regierungswechsel 2012 führte zu Lösungen und einem breiten Konsens in der Minderheitenpolitik.
Nordschleswig bleibt somit ein leuchtendes Beispiel für die Herausforderungen und Chancen, die mit kultureller Vielfalt und traditionellem Erbe verbunden sind. Die Stadt Tondern und die umliegenden Regionen bieten nicht nur eine einzigartige Geschichte, sondern auch eine Vielzahl an kulturellen und natürlichen Attraktionen, die es zu entdecken gilt.