
In Bad Segeberg wurde ein neues Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) für Psychiatrie eröffnet, das sich an einem bedeutsamen Standort in der Gartenstraße 17 befindet. Dieses MVZ hat das Ziel, eine umfassende ambulante Versorgung für das gesamte psychiatrische Spektrum zu bieten, einschließlich der Behandlung von Depressionen sowie Angst-, Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen und ADHS. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Suchtmedizin und der Substitution, insbesondere mit Metadon für Heroinabhängige.
Das neu eröffnete MVZ wird von Dr. Matthias Hollmann geleitet, der zugleich Chefarzt der Klinik für Suchpsychiatrie und -psychotherapie am Psychiatrischen Krankenhaus in Rickling ist. Dr. Edda Oppermann, eine erfahrene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, ergänzt das Team. Das MVZ ermöglicht es angestellten Ärzten, sich an der ambulanten Versorgung zu beteiligen, und bietet so eine wertvolle Möglichkeit, ohne die Risiken einer eigenen Praxis tätig zu werden.
Bedarf an psychiatrischer Versorgung
Laut dem Gesundheitsministerium sind in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig, während etwa 1,3 Millionen Konsumenten illegaler Drogen und Cannabis sind. Diese Zahlen verdeutlichen den erheblichen Bedarf an psychiatrischer Versorgung. Aktuell sind etwa 27,8% der Erwachsenen in Deutschland von psychischen Erkrankungen betroffen, was etwa 17,8 Millionen Menschen entspricht. Die häufigsten Krankheitsbilder umfassen Angststörungen und Depressionen, die zu erheblichen Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben führen.
Pastor Matthias Dargel betonte bei der Eröffnung die Einzigartigkeit des MVZ in Deutschland. „Die Besonderheit dieses Zentrums ist, dass es ein umfassendes Versorgungsnetz bietet, das einschließlich ambulanter und teilstationärer Suchthilfe sowie Akutbehandlungen funktioniert“, erklärte Dargel.
Wachsende Herausforderungen
Die offizielle Einweihung des MVZ erfolgt im Kontext wachsender Herausforderungen in der psychiatrischen Versorgung. Der Anteil der Arztpraxen, die Substitution anbieten, sinkt seit Jahren, was zusätzlich verdeutlicht, wie wichtig die Eröffnung solcher Einrichtungen ist. Mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland erfüllt mittlerweile die Kriterien für eine psychische Erkrankung, was die Dringlichkeit solcher Versorgungsangebote unterstreicht.
Psychische Erkrankungen stellen die zweithäufigste Ursache für Krankheitstage am Arbeitsplatz dar und sind der häufigste Grund für Frühverrentungen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) berichtet, dass die direkten und indirekten Kosten psychischer Erkrankungen in den kommenden Jahren weiter ansteigen werden. Hierzu gehört auch die Notwendigkeit, Behandlungsmethoden wie Psychotherapie, Pharmakotherapie und psychosoziale Interventionen anzubieten, um den Betroffenen bestmöglich zu helfen.
Insgesamt ist das neue MVZ in Bad Segeberg ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der ambulanten psychiatrischen Versorgung in Deutschland. Mit einem klaren Fokus auf Suchtmedizin und einer breiten Palette von psychiatrischen Dienstleistungen könnte es einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung der bestehenden Versorgungsengpässe leisten. Der Landesverein für Innere Mission, der 2025 sein 150-jähriges Bestehen feiert, hat mit der Eröffnung des MVZs einen weiteren bedeutenden Meilenstein erreicht, nachdem er 1887 eine der ersten Trinkerheilstätten in Deutschland eröffnete.