
Freya Kuhr und ihr Ehemann leben außerhalb des kleinen Dorfes Hagen und sind stolze Halter von über 200 Galloway-Rindern. Vor Kurzem sahen sie sich jedoch mit einer Auflage des Kreisveterinäramtes konfrontiert, die den Bau von Unterständen für ihre Tiere erforderlich macht. Um den Anforderungen nachzukommen und gleichzeitig das Naturparadies, das über 40 Jahre durch die Galloway-Freilandhaltung entstanden ist, zu erhalten, plant Freya Kuhr den Bau von umfangreichen Solarparks. Diese Initiativen könnten jedoch von der Gemeindeordnung abhängen.
Am 23. Februar werden die Bürger von Hagen über den Bau zweier Solarparks abstimmen. Einer der Parks ist an der Kreisstraße 32 geplant, während der zweite auf den Koppeln von Freya Kuhr errichtet werden soll. Der letztere Park wird als Agri-Photovoltaikanlage (Agri-PV) konzipiert, die es ermöglicht, die landwirtschaftliche Nutzung unter den Solarmodulen fortzuführen. Die erhöhten Solarmodule bieten nicht nur einen passenden Schutz für die Rinder, sondern sind auch so ausgerichtet, dass sie automatisch dem Sonnenstand folgen.
Biologische Vielfalt und wirtschaftliche Überlegungen
Freya Kuhr betont, dass es ihr nicht primär um den Gewinn aus der Stromerzeugung geht. Ihre Motivation ergibt sich aus der Notwendigkeit, die Auflagen des Veterinäramtes zu erfüllen und dabei die Wiesen zu bewahren, die als Lebensraum für Insekten und seltene Greifvögel dienen. Dies wird unterstrichen durch die Planung der Agri-PV-Anlagen, die Wildkorridore und Biotope berücksichtigt. Für den Bau dieser Anlagen wird jedoch eine Mehrheit der Stimmen der Wahlberechtigten in Hagen benötigt, und es wird nur ein minimaler Unterschied benötigt, um den Bürgerentscheid zu gewinnen.
Gleichzeitig ist in der Gemeinde ein gewisser Widerstand gegen diese Projekte spürbar. Eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Pro Hagen“ hat sich bereits organisiert und tritt vehement gegen die Solarparks ein, die sie als „Industrieparks“ bezeichnet. Diese Initiative hofft, den Gemeinderatsbeschluss vom Oktober 2022 anzufechten, der einstimmig die Aufstellungsbeschlüsse für die Bebauungspläne genehmigt hat. Es ist anzumerken, dass die Kommunalpolitik plant, Einnahmen aus der EEG-Umlage zu nutzen, um den defizitären Gemeindehaushalt zu sanieren.
Freya Kuhr hat bereits Kontakt zu zwei Hamburger Unternehmen aufgenommen, die die Agri-PV-Anlagen planen und betreiben. Ihr Anreiz für diese Partnerschaft besteht darin, dass sie ausschließlich Pacht für die genutzten Flächen erhält und nicht am Ertrag des generierten Stroms beteiligt ist. Heute hofft sie, dass die Solarparks im Jahr 2027 in Betrieb genommen werden können, falls die Abstimmung positiv ausfällt.
Agri-Photovoltaik als Chance für Landwirtschaft und Energiewende
Agri-Photovoltaik ist ein vielversprechendes Konzept, das landwirtschaftliche Produktion mit erneuerbarer Stromerzeugung auf derselben Fläche kombiniert. Diese Methode erfreut sich immer größerer Unterstützung, einschließlich der Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesminister Cem Özdemir, die die Entwicklung dieser Technologien aktiv fördern. Laut dem Fraunhofer ISE kann Agri-PV nicht nur die Effizienz der Landnutzung steigern, sondern auch die Resilienz von landwirtschaftlichen Betrieben gegenüber Ernteausfällen erhöhen.
Darüber hinaus soll diese innovative Technologie eine stabile zusätzliche Einkommensquelle für Landwirte bieten. Die Kosten für die Stromerzeugung liegen zwischen 7 und 12 Eurocent pro Kilowattstunde, was Agri-PV zu einer wettbewerbsfähigen Lösung macht. Der Leitfaden von Agrarheute zeigt praktische Hinweise für Kommunen, Landwirtschaftsbetriebe und Unternehmen und stellt zahlreiche erfolgreiche Anwendungsbeispiele vor.
Es bleibt abzuwarten, wie die Bürger von Hagen entscheiden werden und ob das Projekt von Freya Kuhr als Modell für nachhaltige Landwirtschaft und erneuerbare Energieversorgung in der Region realisiert werden kann. Der Ausgang des Bürgerentscheids wird entscheidend dafür sein, ob die Pläne, die im Einklang mit dem Tierschutz sowie den Bedürfnissen der Umwelt stehen, in die Realität umgesetzt werden können.