
Am 3. Februar 2025 wurde im Bundestag eine wegweisende Entscheidung getroffen: Die Obergrenze beim Honorar für Hausärzte wurde aufgehoben. Dieses neue Gesetz zielt darauf ab, den Hausarztberuf in Zeiten einer sinkenden Anzahl von Praxen attraktiver zu gestalten. Hubertus Tesdorpf, Hausarzt in Bad Oldesloe, sieht in dieser Entscheidung Potenzial für Erleichterung, bleibt aber vorsichtig optimistisch. Seit 23 Jahren praktiziert er und hat in dieser Zeit die Anzahl seiner Patienten pro Quartal von 1600 auf bemerkenswerte 5000 erhöht.
Die Nachfolgesituation in der Hausarztpraxis wird jedoch zunehmend kritisch. Viele der älteren Kollegen ziehen sich aus der aktiven Praxis zurück, und Dr. Jens Lassen, Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein, warnt, dass bis zu 40 Prozent der Hausärzte in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen könnten. Dies verschärft die Lage weiter, da sich in den vergangenen Jahren auch die Anforderungen an Hausärzte aufgrund des demografischen Wandels und der erhöhten Nachfrage nach ärztlicher Behandlung verändert haben.
Die persönliche Dimension
Die Tochter von Hubertus Tesdorpf, Dr. Anna Tesdorpf, hat sich entschlossen, in die Praxis einzusteigen. Sie bevorzugt ein selbstbestimmtes Arbeiten in Teilzeit, was ihr eine bessere Lebensqualität bietet. Diese persönliche Erfahrung spiegelt jedoch nur teilweise das allgemeine Problem wider. Laut dem AOK-Bundesverband sind nicht nur die Renditen der Praxen bedroht, sondern auch die Überlastung durch enormen Patientenstrom nimmt zu, wodurch die Belastung für die verbleibenden Ärzte weiter steigt.
Die Reform der medizinischen Studiengänge wird als notwendiger Schritt angesehen, um mehr Ärzte für den Hausarztberuf zu gewinnen. Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, hat den Masterplan Medizinstudium 2020 ins Gespräch gebracht, um das Fach Allgemeinmedizin mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Unterstützt wird dieser Vorschlag unter anderem von Prof. Dr. Markus Bleckwenn, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Leipzig, der sowohl eine Wertschätzung für die Hausarztpraxen fordert als auch strukturelle und finanzielle Reformen als nötig erachtet.
Neue Lösungsansätze
Auf politischer Ebene gibt es bereits Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Judith Gerlach, Bayerische Gesundheitsministerin, schlägt vor, den Numerus Clausus auszusetzen und mehr Wert auf Motivation und Vorerfahrung zu legen, ähnlich wie bei der Landarztquote. In diesem Kontext werden auch neue Versorgungsansätze wie Primärversorgungszentren diskutiert, um die Allgemeinmedizin attraktiver zu machen, wie Petra Höft-Budde vom AOK-Bundesverband erläutert.
Die Unterstützung durch nichtärztliche Praxisassistentinnen (NäPA) könnte ebenfalls dazu beitragen, die Arbeitslast der Hausärzte zu verringern und den Fachbereich auf eine breitere Basis zu stellen. Erforderlich sind jedoch umfassende Reformen, um nicht nur die Attraktivität der Praxen zu erhöhen, sondern auch die Qualität und Verfügbarkeit der Gesundheitsversorgung langfristig sicherzustellen.